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Pen-&-Paper Rollenspielen als Beruf
Pen-&-Paper Rollenspielen als Beruf
„Hey, und was machst Du so?“
„Ich bin Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„Nein, ich mein beruflich.“
„Ach so, ok. Ich bin professionelle Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„…“
„😊“
So oder ähnlich laufen Dialoge ab, wenn ich auf meine Arbeit angesprochen werde und keine Lust habe zu erklären, was ich wirklich alles im Bereich Rollenspiel mache. Denn natürlich spiele ich nicht nur Rollenspiel. Und es gehört mehr zum Rollenspiel, als einfach ein Abenteuerbuch eines Verlages aufzuklappen und die Würfel herauszuholen. Insbesondere wenn ich den Anspruch habe, es professionell zu machen.
Wie sieht nun der Alltag einer professionellen Rollenspielerin aus?
Ich arbeite unter anderem in einer Ergotherapie-Praxis und führe dort in Kleingruppen in Zusammenarbeit mit der Ergotherapeutin zielorientiertes Pen-&-Paper Rollenspiel durch. Ich bereite mich auf jede Stunde intensiv vor, stelle Rätsel und andere, handlungsorientierte Aufgaben zusammen und integriere sie in das laufende Abenteuer. Jedes Spiel muss auf die therapeutischen Bedürfnisse der Patient*innen angepasst werden. Pen-&-Paper Rollenspiel Abenteuer und System für den therapeutischen Einsatz existieren nicht. Und so gestalte ich die Abenteuer und Systeme für meine Anwendung selber. Mein Alltag ist also bestimmt von Vorbereitung, Recherche, Abstimmung mit der Therapeutin, Durchführung des therapeutischen Rollenspiels, Dokumentation und Feedback Gespräche mit den behandelnden Ärzten.
Auch in der schulischen Anwendung reicht es nicht aus, einfach nur ein Rollenspiel Standardwerk aus dem Regal zu ziehen. Denn viele Systeme sind zu komplex für einen schnellen Einstieg und häufig nicht kindgerecht. In Zusammenarbeit mit der Lehrperson entwickele ich lehrplangerechte Rollenspiele und übe dadurch mit den Schüler*innen bestimmte soziale, kommunikative oder fachliche Kompetenzen. Auch hier besteht meine Arbeit in viel mehr als der Durchführung des Pen-&-Paper Rollenspiels, ganz wie in der therapeutischen Anwendung.
In der Anwendung in Unternehmen wird noch deutlicher, dass professionelles Pen-&-Paper Rollenspiel eine Dienstleistung ist. „Was möchte die Kund*innen z.B. im Bereich Teamevent oder inhaltlicher Arbeit erreichen?“ - ist eine wesentliche Frage. Ich merke, dass im Gegensatz zu meinem Rollenspielen im privaten Umfeld mein Ego hinter den Wünschen der Kund*innen zurücksteckt. In der professionellen Anwendung ist ein Wechsel in die Perspektive der Kund*innen notwendig. Und meine Freude an der Arbeit wird dann durch zufriedene Kund*innen erhöht.
Seit vielen Jahren evaluiere ich schon diese andere berufliche Ebene des Pen-&-Paper Rollenspiels. Und seit der Gründung von EduTale® im Jahr 2020 diskutiere ich mit vielen Menschen offen und konkret die neuen Anforderungen an Spielleitung und Rollenspiel, so zum Beispiel auf Edu-RPG Veranstaltungen des Waldritter e.V., auf der SPIEL, in internationalen Netzwerken für edukatives und therapeutisches Rollenspiel. Für mich zeichnet sich durch meine praktische Erfahrung und mein Kommittent zur Professionalisierung langsam ein Berufsbild Professionelle*r Pen-&-Paper Rollenspieler*in ab. Schon lange halte ich Tätigkeitsbeschreibungen, Fort- und Weiterbildung Übersichten, Kundenorientierung und Qualitätsmanagement für essentiell – auch um langfristig die Außendarstellung und Akzeptanz dieses Berufs zu verbessern.
Ich bin zum Glück nicht allein. 😊
Sondern in einem Team mit anderen Denker*innen und Praktiker*innen, die sich mit den Grundlagen des edukativen und therapeutischen Rollenspiels wissenschaftlich auseinandersetzen.
Ich organisiere regelmäßig internationalen und nationalen Austausch für Lehrer*innen und Therapeut*innen auf einem separaten Discord Server, u.a. mit Michael Low von „Luck of Legends“.
Und ich vernetze mich mit anderen Anbieter*innen professionellen Pen-&-Paper Rollenspiels. Ein herzlicher Gruß geht an die Mitglieder der Rollenspiel & Facillation LinkedIn Gruppe Markus Schönell, Janek Panneitz und Jacob Chromy, sowie zu den Kolleg*innen Jasmin Pascale und Irmi Schäffl von „twelve or higher“.
Wenn ihr Lehrer*innen oder Therapeut*innen seid und diese Methode in eurer täglichen Arbeit ausprobieren und einsetzen wollt, wenn ihr euch wissenschaftlich mit dem Thema Pen-&-Paper Rollenspiel auseinandersetzen wollt und wenn ihr mit mir und anderen an einer Verfeinerung des Berufsbildes eine*r professionellen Pen-&-Paper Rollenspieler*in arbeiten wollt….
… dann meldet euch gerne bei mir oder bei einer der genannten Gruppen und Menschen.
„Hey, und was machst Du so?“
„Ich bin Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„Nein, ich mein beruflich.“
„Ach so, ok. Ich bin professionelle Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„cool, das ist bestimmt anspruchsvoll und jeden Euro wert“
„Ohja. Und Spaß macht es auch“
Da möchte ich hinkommen!
In diesem Sinne und mit würfeligen Grüßen,
eure Kathrin
Pen-&-Paper Rollenspiel grenzenlos?
Pen-&-Paper Rollenspiel grenzenlos?
Heute möchte ich ganz kurz über die Einsatzfelder von Pen-&-Paper Rollenspielen schreiben, die mir in der letzten Zeit am häufigsten begegnet sind.
Klassisch wird Pen-&-Paper Rollenspiel im Freizeit-Sektor eingesetzt. Spieler*innen treffen sich real oder in letzter Zeit immer häufiger auch digital und tauchen in eine gemeinsame Geschichte ein. Sie treffen sich auf sogenannten Rollenspiel Conventions, vernetzen sich in Vereinen und diskutieren auf unterschiedlichen Social Media Kanälen über ihr liebsten Hobby.
Noch wenig doch immer stärker wachsend wird Pen-&-Paper Rollenspiel zusätzlich im edukativen und therapeutischen Bereich eingesetzt. Das ist der Bereich, in dem ich seit mehr als zwei Jahren aktiv bin und auch ein Alleinstellungsmerkmal habe. Ich bin in der Ergotherapie-Praxis Heiligenstock in Bergisch Gladbach ganz aktiv und praktisch dabei , sowie mit Projekttagen an Schulen in meinem Umkreis. Außerdem biete ich Beratung, Coaching und Workshops in diesem Bereich für Lehrer*innen und Therapeut*innen an. Pen-&-Paper Rollenspiel ist durch seinen positiven Effekt auf bestimmte schulische und therapeutische Ziele hervorragend auch außerhalb des Freizeit-Sektor einsetzbar. Insbesondere, wenn das Spiel durch Fachexpertise auf die Bedürfnisse und Ziele von Schüler*innen und Patient*innen angepasst wird. Auch hier findet zunehmend Vernetzung, auch international, statt. Ich bin froh, hierzu über meinen „EduTale®“ Discord-Kanal und den internationalen Discord-Kanal „TTRPG in education“ einen Beitrag leisten zu können. Hier können sich Expert*innen und Interessierte direkt austauschen, diskutieren und ihre Spiele ausprobieren. Wenn Ihr Interesse daran habt, einem der Server beizutreten, schreibt mich gerne an!
Auch in der Hochschule kann es eine interessante Methode zur Wissensvermittlung sein. Mich hat besonders gefreut, dass eine Teilnehmerin einer meiner Workshops im letzten Jahr sich entschlossen hat, ihre Bachelorarbeit zum diesem Thema zu schreiben.
Seit einigen Jahren wird verstärkt auch im Hinblick auf den Einsatz in Unternehmen gedacht und erste Produkte werden für diese Zielgruppe angeboten. Für mich macht der Einsatz von Pen-&-Paper Rollenspiel in Unternehmen sehr viel Sinn: Diese Spiele stärken das Team-Gefühl, helfen bei internen Auseinandersetzungen und es können sogar Lerninhalte vermittelt werden. Zum Beispiel können im Onboarding Prozess Organisation und Aufgaben spielerisch vermittelt werden. Oder es kann für eine Abteilung ein besonderes Team-Event durchgeführt werden, in dem sich Kolleg*innen auf einmal in anderen Rollen begegnen. Erste Firmen denken intern in diese Richtung und der Weg hin zu einem eigenen Rollenspiel für interne Zwecke ist nicht mehr weit. Auch gründen sich mittlerweile Firmen, die solche Angebote machen: 12 or higher und EduTale.
Kennt ihr noch andere Anwendungen außerhalb des Freizeitbereichs? Dann freue ich mich auf einen Kommentar von euch.
Pen-&-Paper Rollenspiel ist grenzenlos. Nur die Phantasie ist die Grenze.
Eure Kathrin Fischer
EduTale® Rück- und Ausblick
EduTale® Rück- und Ausblick

Ich möchte euch in diesem Beitrag, passend zum Jahreswechsel, einen Rückblick auf zwei Jahre EduTale® und einen Ausblick auf das Jahr 2022 geben.
Vor zwei Jahren im Januar 2020 habe ich EduTale® gegründet mit dem Ziel, meinen Aktivitäten im Pen-&-Paper Rollenspiel einen rechtlichen Rahmen zu geben und sichtbar für die Außenwelt zu werden.
Der erste Auftritt als EduTale® war dann bei einem Vortrag beim Westermann Verlag Anfang 2020. Schon dort zeigte sich, wie schnell Lehrende sich für den Einsatz von Pen-&-Paper Rollenspielen begeistern konnten. Gespielt wurde in einem 1 Tages Workshop das selbst entwickelte Spiel „Abenteuer im Märchenwald“ – eine Reise von Esel, Hund, Katz und Hahn durch eine von Zwergen und Wildschweinen besiedelte Märchenwelt. Bestärkt wurde ich auch durch das Feedback, dass ich durch meine Auftritte auf dem Educators Day der SPIEL in Essen in den letzten zwei Jahren erhalten habe.
Gleichzeitig begann meine Arbeit in der Ergotherapiepraxis Heiligenstock in Bergisch Gladbach, die bis heute fortgeführt wird. Aus einer gemeinsamen Idee mit der Therapeutin entstand eine Erfolgsgeschichte, in der bis heute rund 50 Kinder ergotherapeutische Förderung mit Pen-&-Paper Rollenspielen erhalten haben. Die dort erhobenen Daten zeigen eine signifikante Verbesserung ergotherapeutisch relevanter Parameter, das fachliche Feedback von Ärzten und der Therapeutin ist sehr positiv. Und den Kindern macht es einfach Spaß.
Erste Workshops für Lehrer_Innen, Ergotherapeut_Innen und Logopäd_Innen entstanden 2021. „Das es so viele Möglichkeiten gibt“ war eine typische und motivierende Reaktion der Teilnehmenden. Daraus entstanden erste Netzwerke von Therapierenden, die sich mit dem Einsatz von Pen-&-Paper Rollenspielen als Therapiemethode beschäftigen.
Wird Pen-&-Paper Rollenspiel und Education in einem Atemzug genannt, fällt mir sofort das edurpg barcamp des Waldritter eV ein. An dem nahm ich mit unterschiedlichen Vorträgen in den letzten zwei Jahren teil, und knüpfte wichtige Kontakte und teilweise auch Freundschaften.
Das Vernetzen in der #pnpde Szene, als auch in den Räumen möglicher professioneller Anwender von Rollenspiel zeigte langsam Früchte. So wurde ich zum Jubiläum der deutschen dnd Community eingeladen, etablierte den Austausch mit der therapeutischen ttrpg Szene in den USA und England und konnte das EduTale® Konzept der Firma Evonik vorstellen, die sich weiter intern damit auseinander setzen wird.
Blicke ich zurück sehe ich viel Gutes. Deshalb jetzt ein schneller Blick ins Jahr 2022:
Ich werde mich noch intensiver und fokussierter mit bestimmte Anwendungsbereiche von Pen-&-Paper Rollenspielen beschäftigen. Dazu gehört sicherlich die Anwendung im therapeutischen Bereich und Schulen. Aber auch die Anwendung in Unternehmen und im Freizeitbereich. Dazu werde ich neue Workshops entwickeln und anbieten.
Seit Dezember bilde ich mich zu Fachtherapeut Schule weiter mit spannenden Inhalte wie Graphomotorik und Konzentrationsstörungen: Bereiche, die gezielt durch spezifisch aufgearbeitete Pen-&-Paper Rollenspiele gefördert werden können.
Und im Frühjahr wird EduTale® in einem neuen Design erstrahlen – mehr möchte ich aber nicht verraten.
Bleibt gespannt und neugierig.
Pen-&-Paper Rollenspiele in der Familie
Pen-&-Paper Rollenspiele in der Familie

Spielen im alten oder neuen Freundeskreis ist super. Viele, die schon lange spielen, verknüpfen das Spielerlebnis mit einer gewissen Peer-Group, es gibt jedoch keinen Grund, sich auf diese Gruppen zu beschränken, das führt eher zu Exklusion in der Rollenspielszene. Umso schöner ist es zu sehen, dass immer mehr Familien das Pen-&-Paper Rollenspiel für sich entdecken. Auch für meine professionelle Beschäftigung mit dem Thema war das Spielen in der Familie und die spannenden Beobachtungen, die ich dabei gemacht habe, der Auslöser. Deshalb möchte ich euch ans Herz legen, mit euren Familien zu spielen:
1. Wenn wir miteinander spielen, hören wir uns intensiv zu. Kinder lassen sich gerne Geschichten erzählen und hier dürfen sie dabei selbst aktiv werden. Das wird schnell zu einem spannenden, intensiven Erlebnis. Sie erleben außerdem, dass ihnen selbst zugehört wird und das, was sie sagen, relevant ist und Auswirkungen auf das Spiel hat.
2. Man kann seine Familienmitglieder von einer anderen Seite kennen lernen. Im Spiel können sie andere Rollen auf verschiedenen Ebenen einnehmen, dabei haben Kinder oft wenig Hemmungen, eine Rolle auszuspielen und lassen sich intensiv auf eine Geschichte ein. Meine Erfahrung ist außerdem, dass sie die Mechanismen des Spieles schnell begreifen. Man kann oft schneller als gedacht das Spiel aus der Hand geben, Entscheidungen des Worldbuildings abgeben und sie auch selbst leiten lassen (Meine Großen haben mit neun ihre ersten Abenteuer nach Textvorlage geleitet, aber auch die Sechsjährige kann schon einfache Abenteuer als Landkarten plotten und leiten).
3. Ein netter Nebeneffekt ist dabei, dass sie aktiv lernen, wie Geschichten aufgebaut werden. Davon haben sie in Klassenarbeiten schon profitiert (weshalb ich auf die Idee kam, es didaktisch zu nutzen). Sie lernen aber auch, wie an eine Person beschreiben kann, dass Figurenmotivation wichtig für eine Geschichte ist und – und das ist mein persönlicher Anspruch – dass es viele Möglichkeiten geben kann eine problematische Situation zu lösen und Gewalt meist die schlechtere Wahl ist.
Und hier bin ich an dem Punkt, der mir besonders wichtig ist: Mit den Geschichten, die wir erzählen offenbaren wir einen bestimmten Blick auf die Welt. Ich möchte hier keine verkürzte Schwarz-Weiß-Sicht verstärken. Bösewichte sind nicht böse, weil sie böse sind, auch die haben eine Motivation. Wir können diese Interaktionen spielen und Figuren im Spiel können kommunizieren. Das ist auch für Kinder nicht zu komplex: Allerdings müssen manche das erst lernen, weil sie aus Computerspielen andere Strategien gewohnt sind. Gleichzeitig sollte man offen dafür sein, Motive aus den Interessensgebieten der Kinder zuzulassen, auch wenn sie zunächst nicht in die eigene Vorstellung von Rollenspiel passen.
Wir haben beispielsweise mit meinem Sohn ein Abenteuer gespielt, zu dem er sich durch ein GIF inspirieren ließ: Eine tanzende Banane. Dieses Abenteuer hatte alles: Spurensuche, Action, tragische Wendungen, geheime Investigation, eine Verfolgungsjagd und plotrelevantes Tanzen. Es war spannend und unterhaltsam, für die größere und die kleinere Schwester und auch für uns als Eltern. Und ich muss zugeben: Da wäre ich niemals selbst drauf gekommen.
Jetzt schreibe ich die ganze Zeit vom Spielen mit Kindern, da muss man aber nicht stoppen. Ich habe es jetzt auch mal mit meiner Mutter und meiner Tante ausprobiert und auch das hat wirklich gut funktioniert, ich habe mich eigentlich nur gefragt, warum ich es nicht vorher ausprobiert habe. Zu Beginn kostete es sie etwas Überwindung sich mit etwas zu beschäftigen, was keinen offensichtlichen Sinn ergibt, dabei nur für sich selbst und nicht für die Kinder gedacht ist und sich in die Geschichte hineinfallen zu lassen. Auch hier war es eine intensive, gemeinsame Zeit in der man sich selbst, die anderen und den Blick auf die Welt neu kennengelernt hat.
Spiele für alle:
Monsterjagd (Uhrwerk Verlag): Das Spiel ist vor allem für kleinere Kinder konzipiert und in verschiedenen Komplexitätsgraden spielbar. Die Alltagswelt wird mit Monstern ergänzt, die alle bestimmte Eigenschaften haben. Wer ein Monster kennt und sich ihm gegenüber richtig verhält, hat hier die besten Chancen und kann sich vielleicht auch mit ihm anfreunden.
Beyond the Wall (System Matters): Wem auch diese Regeln noch zu schwierig sind (abgespecktes oldschool D&D) kann sie leicht noch etwas vereinfachen. Das Spiel ist durch sein bodenständig fantastisches, teils märchenhaftes Setting mit wenig Änderungen (zu Gruseliges oder Gewalt abschwächen) für Kinder und Großeltern gut geeignet. Auch der Dorfcharakter und die NSCs sind für die Älteren etwas, woran sie gut mit Erfahrungen anknüpfen können. Bei nachlassender Sehfähigkeit die Infos aus dem Charakterbogen einfach in größerer Schrift drucken.
Und dann finde ich Rollenspiel besonders wertvoll: Wenn man es teilt, damit der Blick sich erweitern kann und es nicht in seiner exklusiven Gruppe immer in gleicher Form wiederholt. Familie ist erstmal recht exklusiv, aber durch die Generationenstruktur kann es von hier aus leicht geteilt werden.
Eure Kathrin Fischer
Würfel im Rollenspiel
Würfel im Rollenspiel

Würfel sind teilweise zum Symbol für Rollenspiele geworden. Manche Spieler bezeichnen sich als „Dice-Goblins“ und horten ihre Kullersteine wie Schätze. Die Würfel bringen Zufall ins Spiel, sie rollen, kullern, glitzern und funkeln, werden mittlerweile zu Sammel- und Statusobjekten in der Bubble. Für manche Spiele braucht man viele, für andere nur einen Würfel, aber braucht man sie überhaupt?
Ich will hier niemandem die Sammelleidenschaft vermiesen, sondern überlegen, welche Funktion die Würfel im Spiel haben, ob sie substituiert werden können oder überhaupt nötig sind.
Die Würfel sind letztlich ein Zufallsgenerator und in Brettspielen üblich. In Rollenspielen benutzt man prinzipiell meist einen oder einige der platonischen Würfel mit vier, sechs, acht, zwölf oder zwanzig Seiten oder Würfel mit zehn Seiten. Sechsseitige Würfel haben den Vorteil würfelförmig und in jeder Spielesammlung auffindbar zu sein, mit zwei zehnseitigen Würfeln kann man wunderbar Wahrscheinlichkeiten in Prozent einschätzen. Natürlich kann man auch einen Würfelsimulator benutzen oder andere Zufallsgeneratoren wie Kartenspiele oder eine undurchsichtige Flasche mit bunten Murmeln oder einen Beutel, aus dem man blind Steine zieht. Würfel bestechen allerdings besonders durch ihre Haptik.
Gerade beim Einsatz mit jungen Kindern benutze ich gerne Würfel: Die verschiedenen Würfel zu unterscheiden ist für sie spannend. Sie müssen da genau hinsehen, die Form sprichwörtlich begreifen. Die Routine des Würfel Werfens (Wann wird geworfen? Womit wird geworfen? Wohin wird geworfen? Ich habe dazu ein Fließdiagramm entwickelt :-)) schafft strukturierte Aktion. Außerdem entsteht Spannung im Hinblick auf den ungewissen Erfolg. Bei älteren Kindern geht es dann zunehmend um Strategie: Welche Aktion hat die größte Aussicht auf Erfolg? Nehme ich 1W8 oder 1W6+2? Hier wird es langsam mathematisch, ohne dass die Spielerinnen es merken. Gleichzeitig gibt es immer mehr Situationen, in denen ich nicht würfeln lasse, weil die Spielerinnen die Handlungen so gut erzählen, dass eine Würfelprobe die Geschichte nur aufhalten würde und keinen Mehrwert hätte.
Und hier stelle ich dann fest, was Würfel für mich eigentlich sind: sie sind eine Krücke, ein Werkzeug, dass ich benutze und das mir hilft. Die Kinder lernen etwas damit. Es nimmt mir Entscheidungen in der Geschichte ab und erzeugt Spannung. Wenn ich aber richtig intensiv spielen und nicht Kindern etwas beibringen oder selbst abschalten möchte, dann spiele ich nicht mit Würfeln. Dann reicht es zu beschreiben und zu erzählen. Wenn die Mitspielerinnen alle die gemeinsame Geschichte als Ziel haben und es nicht darum geht „zu gewinnen“, dann sind die Beiträge spannend und überraschend genug, dann brauche ich keine Würfel.
Ich benutze trotzdem weiter Würfel, denn sie sind hübsch und fühlen sich schön an – und sie nehmen mir Entscheidungen ab. Und davon treffen wir ja alle täglich genug. Was meint ihr?
Wer jetzt doch schöne, handgemachte Würfel haben möchte, werde ich natürlich nicht aufhalten. Wenn ihr dabei einen kleinen, feinen Anbieter unterstützen möchtet empfehle ich gerne TheHalflingsDen.