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Das Angelspiel

veröffentlicht am: 04.03.2025
Das Angelspiel

 

Das Angelspiel ist ein Spiel, dem kaum jemand entkommen kann. Fast jedes Kind (jedenfalls in Deutschland) begegnet im zuhause oder im Kindergarten. Man angelt mit einer kleinen, meist magnetischen Spielzeugangel Fische und andere Gegenstände aus einem umrahmten, nicht einsehbarem Bereich. Dieser Bereich markiert ist der Teich, das Aquarium oder das Meer,  einen Raum der Imagination und Ungewissheit. Natürlich ist es auch ein Geschicklichkeitsspiel: Die Fische fallen schnell herunter, wenn man nicht aufpasst. Es gibt auch Versionen, in denen man Fische direkt ins Wasser wirft und sie daraus angelt: weniger Imagination, oder mehr Geschicklichkeit. Dann gibt es noch die mechanische Version, bei der sich Fische auf einer Scheibe drehen und ihre Mäuler öffnen und schließen. Die Spielenden wetteifern jedoch meist um den besten Fang bzw. meisten Punkte und fühlen sich dabei wie kleine Sportangler, aber manchmal auch wie Entdecker, die eine Unbekannte Welt erkunden.

Als Kind hat mich das Angelspiel sehr fasziniert. Obwohl ich irgendwann die Fische kannte stellte ich mir manchmal vor, dass plötzlich etwas anderes aus dem Wasser käme, etwas nicht vorhersehbares. Das dies nicht geschah störte mich dabei nicht.

Später entdeckte ich, dass es auch andere Angelspiele gab: Konsolenspiele, die das Wettangeln simulierten (was ich schnell langweilig fand) oder aber Angelspiele als Mini Games z.B. in Breath of Fire oder in Minecraft, welche mich deutlich mehr faszinierten, sie glichen sehr meinem Angelspiel aus Kindheitstagen.

Natürlich ist Angeln auch selbst für einige eine Art Spiel Bzw. Sport. Auch das habe ich ausprobiert. Und ich muss sagen: Die Faszination war für mich ähnlich wie bei meinem Angelspiel im Kinderzimmer. Auch hier weiß man eigentlich, was überhaupt anbeißen könnte (meistens natürlich nichts). 

 Diese Faszination für das Angeln und unerwartete Fänge hat kulturgeschichtlich eine lange Tradition. Schauen wir nur auf Goethes „Der Fischer“ und der See wird zu einem Raum der Projektion von Wünschen und Ängsten.

Und dann habe ich The Fischermans Wife von Julia Ellingboe gespielt. Also endlich ein TTRPG in dem man der Fischer bzw. seine Frau oder das Ungeheuerliche in ihrer Umgebung spielt. Es ist sicher sehr weit Weg von dem unschuldigen Kinderspiel, allerdings hat es auch einige Gemeinsamkeiten. Auch hier gibt es den Raum der Fischenden und den anderen Raum, zu dem sie keinen direkten Zugang haben, mit dem sie aber interagieren. Die große Freiheit der einzelnen Rollen ermöglicht, dass man tatsächlich nicht genau vorhersagen kann, wie der Fang aussehen wird.

Natürlich lässt sich auch das Ursprüngliche Angelspiel in Pen&Paper einbauen, oder in Form einer einfachen Liste für einen Zufallsgenerator. Ob man das Angeln nun ausspielt oder auswürfelt: Man kann es nutzen, um sich zu überlegen, was es zu fangen geben könnte und ein wenig Spannung in das Spiel zu bringen.

 

Vielleicht probiert ihr das mal aus?

Liebe Grüße, Kathrin