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Pen-&-Paper Rollenspielen als Beruf

veröffentlicht am: 16.03.2022
Pen-&-Paper Rollenspielen als Beruf

„Hey, und was machst Du so?“
„Ich bin Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„Nein, ich mein beruflich.“
„Ach so, ok. Ich bin professionelle Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„…“
„😊“


So oder ähnlich laufen Dialoge ab, wenn ich auf meine Arbeit angesprochen werde und keine Lust habe zu erklären, was ich wirklich alles im Bereich Rollenspiel mache. Denn natürlich spiele ich nicht nur Rollenspiel. Und es gehört mehr zum Rollenspiel, als einfach ein Abenteuerbuch eines Verlages aufzuklappen und die Würfel herauszuholen. Insbesondere wenn ich den Anspruch habe, es professionell zu machen.


Wie sieht nun der Alltag einer professionellen Rollenspielerin aus?
Ich arbeite unter anderem in einer Ergotherapie-Praxis und führe dort in Kleingruppen in Zusammenarbeit mit der Ergotherapeutin zielorientiertes Pen-&-Paper Rollenspiel durch. Ich bereite mich auf jede Stunde intensiv vor, stelle Rätsel und andere, handlungsorientierte Aufgaben zusammen und integriere sie in das laufende Abenteuer. Jedes Spiel muss auf die therapeutischen Bedürfnisse der Patient*innen angepasst werden. Pen-&-Paper Rollenspiel Abenteuer und System für den therapeutischen Einsatz existieren nicht. Und so gestalte ich die Abenteuer und Systeme für meine Anwendung selber. Mein Alltag ist also bestimmt von Vorbereitung, Recherche, Abstimmung mit der Therapeutin, Durchführung des therapeutischen Rollenspiels, Dokumentation und Feedback Gespräche mit den behandelnden Ärzten.
Auch in der schulischen Anwendung reicht es nicht aus, einfach nur ein Rollenspiel Standardwerk aus dem Regal zu ziehen. Denn viele Systeme sind zu komplex für einen schnellen Einstieg und häufig nicht kindgerecht. In Zusammenarbeit mit der Lehrperson entwickele ich lehrplangerechte Rollenspiele und übe dadurch mit den Schüler*innen bestimmte soziale, kommunikative oder fachliche Kompetenzen. Auch hier besteht meine Arbeit in viel mehr als der Durchführung des Pen-&-Paper Rollenspiels, ganz wie in der therapeutischen Anwendung.
In der Anwendung in Unternehmen wird noch deutlicher, dass professionelles Pen-&-Paper Rollenspiel eine Dienstleistung ist. „Was möchte die Kund*innen z.B. im Bereich Teamevent oder inhaltlicher Arbeit erreichen?“ - ist eine wesentliche Frage. Ich merke, dass im Gegensatz zu meinem Rollenspielen im privaten Umfeld mein Ego hinter den Wünschen der Kund*innen zurücksteckt. In der professionellen Anwendung ist ein Wechsel in die Perspektive der Kund*innen notwendig. Und meine Freude an der Arbeit wird dann durch zufriedene Kund*innen erhöht.


Seit vielen Jahren evaluiere ich schon diese andere berufliche Ebene des Pen-&-Paper Rollenspiels. Und seit der Gründung von EduTale® im Jahr 2020 diskutiere ich mit vielen Menschen offen und konkret die neuen Anforderungen an Spielleitung und Rollenspiel, so zum Beispiel auf Edu-RPG Veranstaltungen des Waldritter e.V., auf der SPIEL, in internationalen Netzwerken für edukatives und therapeutisches Rollenspiel. Für mich zeichnet sich durch meine praktische Erfahrung und mein Kommittent zur Professionalisierung langsam ein Berufsbild Professionelle*r Pen-&-Paper Rollenspieler*in ab. Schon lange halte ich Tätigkeitsbeschreibungen, Fort- und Weiterbildung Übersichten, Kundenorientierung und Qualitätsmanagement für essentiell – auch um langfristig die Außendarstellung und Akzeptanz dieses Berufs zu verbessern.


Ich bin zum Glück nicht allein. 😊
Sondern in einem Team mit anderen Denker*innen und Praktiker*innen, die sich mit den Grundlagen des edukativen und therapeutischen Rollenspiels wissenschaftlich auseinandersetzen.
Ich organisiere regelmäßig internationalen und nationalen Austausch für Lehrer*innen und Therapeut*innen auf einem separaten Discord Server, u.a. mit Michael Low von „Luck of Legends“.
Und ich vernetze mich mit anderen Anbieter*innen professionellen Pen-&-Paper Rollenspiels. Ein herzlicher Gruß geht an die Mitglieder der Rollenspiel & Facillation LinkedIn Gruppe Markus Schönell, Janek Panneitz und Jacob Chromy, sowie zu den Kolleg*innen Jasmin Pascale und Irmi Schäffl von „twelve or higher“.


Wenn ihr Lehrer*innen oder Therapeut*innen seid und diese Methode in eurer täglichen Arbeit ausprobieren und einsetzen wollt, wenn ihr euch wissenschaftlich mit dem Thema Pen-&-Paper Rollenspiel auseinandersetzen wollt und wenn ihr mit mir und anderen an einer Verfeinerung des Berufsbildes eine*r professionellen Pen-&-Paper Rollenspieler*in arbeiten wollt….
… dann meldet euch gerne bei mir oder bei einer der genannten Gruppen und Menschen.

„Hey, und was machst Du so?“
„Ich bin Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„Nein, ich mein beruflich.“
„Ach so, ok. Ich bin professionelle Pen-&-Paper Rollenspielerin“
„cool, das ist bestimmt anspruchsvoll und jeden Euro wert“
„Ohja. Und Spaß macht es auch“


Da möchte ich hinkommen!
In diesem Sinne und mit würfeligen Grüßen,
eure Kathrin